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Was ist Trauer

WAS IST TRAUER?

Unter Trauer versteht man die seelischen und körperlichen Reaktionen sowie bestimmte Verhaltensweisen, die nach dem Tod eines nahe stehenden Menschen auftreten können.

Für viele beginnt sie erst nach der Bestattung ihres lieben Angehörigen, wenn der erste Schock-Zustand vorbei ist und der Alltag allmählich wieder einkehrt. Jetzt wird schmerzlich bewusst, dass der nahe stehende Mensch nicht mehr da ist.

Der Trauer-Zustand kann viele Monate, sogar Jahre andauern. Dieses starke Gefühl kann unter Umständen alles andere überlagern.

Trauer ist keine Krankheit, sondern die natürliche Reaktion der Seele auf einen bedeutsamen Verlust. Trauer betrifft den Menschen als Ganzes, sie ist individuell, so wie jeder Mensch anders lebt, trauert er auch anders. Trauern heißt Abschied nehmen und neu gehen lernen.

„Du bist tot und ich muss damit leben.“ Mit dieser Akzeptanz beginnt der Trauerprozess. Es braucht seine Zeit, um dem Verlorenen einen neuen Platz im Leben zu geben.

Trauer äußert sich unter anderem durch Traurigkeit und Schmerz, Verlassenheit, Einsamkeit, Hilflosigkeit, Beklemmung, Angst, Enttäuschung, Selbstmitleid, Wut, Zorn, Gefühllosigkeit, Schuldgefühle, Vorwürfe, Anklagen und Leugnen der Wirklichkeit, aber auch Erleichterung (z.B. bei Tod nach einer schweren Krankheit).

Dabei treten oft körperliche Beschwerden auf wie Müdigkeit, Schlafstörungen, Muskelschwäche, Magenschmerzen, Atemnot und Lärmempfindlichkeit.

Viele Faktoren beeinflussen die Trauer wie z.B. das Alter des Verstorbenen, die Beziehung zu ihm, die Art und der Zeitpunkt des Todes, die Art der Überbringung der Todesnachricht, die Möglichkeit des Abschiednehmens, frühere Verluste, der Gesundheitszustand und die Persönlichkeit des Trauernden sowie das soziale Umfeld und die Kultur.

Jeder Mensch trauert anders. Allgemein ist zu sagen, dass Frauen das Gespräch suchen und über den Verstorbenen reden wollen, sie können eher Gefühle zeigen als Männer, die in ihrer Trauer handeln und aktiv sein müssen. Kinder hingegen leben im Hier und Jetzt. Sie können gut trauern, wenn Erwachsene sie nicht daran hindern. Meist herrscht die Meinung vor, dass Kinder „geschont“ und nicht an den Verstorbenen erinnert werden sollten, weil sie dann traurig werden könnten. Sie werden z.B. nicht zum Begräbnis mitgenommen, dabei wäre solch ein Trauerritual für sie sehr wichtig – vorausgesetzt natürlich, das Kind möchte es. 

Die Trauer ist erschwert, wenn der Tod plötzlich und unerwartet eintritt, mehrere Todesfälle hintereinander geschehen, Suizid oder ein gewaltsamer Tod vorliegt oder der Tod eines Kindes. Wenn die Möglichkeit fehlt, den Verstorbenen noch einmal zu sehen oder eine Unsicherheit über den Tod besteht (vermisste Person). Auch wenn die Trauer nicht offen gezeigt werden kann, weil sie von den anderen nicht anerkannt oder als solche nicht wahrgenommen wird oder wenn eine Person aus Sicht der anderen kein Recht hat zu trauern und in Folge dessen kein Recht auf Mitgefühl hat, dann ist Trauer ebenfalls schwerer zu verarbeiten.

Die Art und Weise, wie Menschen trauern, hängt auch vom Temperament, den Vorbildern, den Lebenserfahrungen, dem sozialen Umfeld und den Strategien ab, die man sich im Laufe des Lebens zurechtgelegt hat.

Den guten Verlauf der Trauer erleichtert unter anderem die Vorbereitung der Trennung (bei alten oder sehr kranken Menschen), viel Zeit für den Abschied, vorsichtiger Umgang mit Beruhigungsmitteln, das Zulassen von Gefühlen, Abschiedsrituale und Gedenkfeiern, und der weiterführende Kontakt mit Hinterbliebenen.

Trauer ist ein langer Weg und braucht Zeit, Begleitung und Unterstützung.

Selbst nach der ersten schwierigen Zeit, dem sogenannten „Trauerjahr“, in dem man alle Feier- und Festtage das erste Mal ohne den lieben Verstorbenen durchleben muss, kommen immer wieder Tage, die einen in einen sehr traurig machen und unter Umständen in ein tiefes, dunkles Loch fallen lassen, besonders Tage wie Geburtstag, Sterbetag, Weihnachten usw. Da ist es eine große Hilfe für den Trauernden, wenn er eine verständnisvolle Familie und liebe Freunde an seiner Seite hat, die ihn „auffangen“.

Dabei ist es hilfreich, den Trauernden immer wieder „seine Geschichte“ erzählen zu lassen, ihn bei seinen Aufgaben der Trauer zu unterstützen, Mitgefühl statt Mitleid zu zeigen und einfach für ihn da zu sein.

Quelle: Angela Siquans (Kursunterlagen Lehrgang „Einführung in die Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung“)