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Der Trauerprozess

DER TRAUERPROZESS

Der Trauerverlauf wurde von Verena Kast in 4 Phasen eingeteilt, wobei jeder Trauerprozess individuell verläuft und eher wellenförmig, oft auch mit Rückschritten.

Die jeweiligen Traueraufgaben stammen aus einer Theorie von William Worden.

Nicht-Wahrhaben-Wollen: Durch die Nachricht des Todes tritt ein „Gefühlsschock“ ein.  Der Verlust kann nicht realisiert werden – er wird geleugnet.  Dabei treten körperliche Reaktionen auf wie rascher Pulsschlag, Übelkeit und motorische Unruhe.

Ganz am Anfang geht es ums Überleben, man muss sich zusammenreißen und für das eigene und das Überleben der Familie sorgen und funktionieren. Dieser Zustand dauert ca. 6 Wochen, kann jedoch individuell stark schwanken.

Die erste Aufgabe in diesem Trauerprozess liegt darin, diesen Verlust zu akzeptieren und zu realisieren, dass der/die Verstorbene nicht zurückkehren wird – die Wirklichkeit des Todes begreifen.

Aufbrechende Emotionen: Der Trauerschmerz setzt voll ein, es herrscht ein Gefühlschaos: Traurigkeit, Leid, Liebe, Schmerz Wut, Freude, Angst, Schuldgefühle. Man wird sich der Ohnmacht angesichts des Todes bewusst. Viele hadern in dieser Situation mit Gott. Es ist eine Zeit des Fragens und des Zweifelns.

Die zweite Aufgabe besteht darin, diesen Trauerschmerz anzuerkennen, zu erfahren und zu durchleben.

Suchen und Sich-Trennen: Es kommt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem/der Verstorbenen. Erinnerungen an das gemeinsame Leben, gemeinsame Lebensräume werden besucht, es gibt innere Zwiegespräche. Manchmal werden auch Gewohnheiten und Einstellungen des/der Verstorbenen übernommen. Je mehr in dieser Zeit gesucht und gefunden wird, desto leichter wird eine Trennung. Diese Suche dient dem Weiterleben ohne den verstorbenen Menschen, keineswegs aber dazu, ihn zu vergessen.

Die dritte Aufgabe dient dazu, sich einem Leben anzupassen, in dem der/die Verstorbene fehlt und eine neue Lebensperspektive zu entwickeln.

Neuer Selbst- und Weltbezug: Allmählich kehrt Ruhe und Frieden zurück. Es wird wieder Verantwortung für das eigene Leben übernommen. Die Gedanken kreisen nicht mehr ausschließlich um den/die Verstorbenen, er/sie bleibt jedoch Teil seines Lebens. Die Trauer hinterlässt Spuren, und das Leben geht weiter.

Die vierte Aufgabe besteht darin, sich wieder dem eigenen Leben zuzuwenden und sich wieder zu öffnen, dem/der Verstorbenen wird emotional ein neuer Platz zugewiesen ohne jedoch das Vergangene zu entwürdigen.

Die Dauer eines Trauerprozesses ist sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. Üblicherweise spricht man vom „Trauerjahr“: ein Jahr, das man mit all den Jahreszeiten, Feiertagen und familiären Festtagen ohne den/die Verstorbene durchleben muss. Wenn ein Kind stirbt, spricht man von ca. 6 Jahren der Trauerzeit.

Ende des Trauerprozesses:

„Du bist gestorben und ich trage dich im Herzen und ich lebe weiter.“

Am Ende eines oft sehr langen Trauerweges steht bei den Menschen nicht das Loslassen des Verstorbenen, sondern das Fortbestehen der Verbindung mit dem Verstorbenen in einer anderen Form – als eine Art innerer Begleiter. (Denis Klass)

Quelle: Angela Siquans (Kursunterlagen Lehrgang „Einführung in die Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung“)